Page 3 - Pfarrbrief_Kirchenfenster_08
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Grußwort | 3
Liebe Leserinnen und Leser
unseres Kirchenfensters,
der irische Dichter und Lyriker Mit anderen Worten, wenn wir Christen uns als „Sternen gucker“
Oscar Wilde hat einmal ge unserer Tage verstehen, kann durchaus neue Hoffnung und neue
sagt: „Wir alle schreiten durch Zuversicht in den Herzen der Menschen wachsen, auch wenn
die Gassen, aber einige weni- wir dies nicht immer sofort wahrnehmen und erkennen können.
ge blicken zu den Sternen auf.“
Liebe Hoffnungs trägerinnen und träger,
So ein wenig könnte dies eine
Bestandsaufnahme unserer wenn Sie diese Ausgabe des Kirchenfensters in den Händen
aktuellen gesellschafts halten, ist der Weg bis zum Osterfest nicht mehr weit. Es ist das
politischen Lage nicht nur Fest der Hoffnung schlechthin. An ihm feiern wir, dass der Weg
in Deutschland, sondern welt durch die Gassen unseres Lebens eben nicht nur Kreuzweg und
weit sein. der Blick zu den Sternen nicht nur ein frommer Wunsch ist.
So wie die Osterkerze in der Osternacht das Dunkel der Kirche
Da sehen wir so viele, die erhellt, als Zeichen der Hoffnung auf das neue Leben in und mit
gesenkten Hauptes durch die Christus, so können wir Licht und Hoffnung für die Menschen
dunklen Gassen des Alltags unserer Tage sein, frei nach dem Wort aus 1 Petrus 3,15:
laufen, ohne Hoffnung auf ein Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach
Licht am Ende des Tunnels. derHoffnungfragt,dieeucherfüllt.
Da gibt es aber auch die wenigen, die sehr wohl nach den In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch ein hoffnungsvolles
Sternen Ausschau halten, nach einem Hoffnungsschimmer, Osterfest und eine segensreiche Pilgerschaft durch dieses heilige
nach einem Licht am Ende des Tunnels, nach einem Stern, Jahr der Hoffnung.
der Orientierung geben kann. Ihr Diakon Martin Bader
Aber man hat mitunter den Eindruck, dass diese eher
störend wahrgenommen werden, weil sie dem langen Zug,
der sich durch die Gassen schiebt, nur im Weg stehen. Weil
sie als Träumer und Spinner, bestenfalls als Idealisten, aber
eben nicht als Realisten angesehen werden.
Auch unsere Kirche spiegelt diese Wirklichkeit sehr ein
drücklich wider. Da gibt es in unseren Breitengraden wenig,
was uns aktuell Hoffnung machen kann und die wenigen
„Sternengucker“ werden auch nicht wirklich ernst und
wahrgenommen.
Aber ist das Ausschauhalten nach den Sternen nicht gerade
die ureigenste Berufung und Aufgabe der Christen?
Hoffnung ist, neben dem Glauben und der Liebe, nicht um
sonst eine der drei göttlichen Tugenden. Diese sind uns von
Gott geschenkt und anvertraut, nicht damit wir sie exklusiv
für uns besitzen und bewahren sollen, sondern vielmehr,
um diese in uns wachsen zu lassen und um sie in die Welt zu
tragen, gerade zu den Menschen, die ohne Hoffnung und
Trost leben.
Papst Franziskus ist so ein „Sternengucker“. Nicht umsonst
hat er das Heilige Jahr 2025 unter das Motto Pilger der
Hoffnung gestellt. In seiner Verkündigungsbulle zum Hl. Jahr
schreibt er u.a.: „Im Herzen eines jeden Menschen lebt die
HoffnungalsWunschundErwartungdesGuten,auchwenn
er nicht weiß, was das Morgen bringen wird.“